Bad Ragaz, 5. Juli 2015 – Gordon Manson heisst der Sieger des 19. Swiss Seniors Open in Bad Ragaz. Der Österreicher sicherte sich Sonntagnachmittag den Titel in einem dramatischen Finale, bei dem sieben Pros bis zum Schluss um den Sieg mitkämpften. Ein Eagle auf der 16 gab den Ausschlag für den 55-jährigen Österreicher: «Das war der beste Putt, den ich je in einem Turnier gelocht habe – über 18 Meter, leicht schräg und downhill … und gefallen ist er mit der allerletzten Umdrehung.» 196 Schläge für Manson, 198 für den Runner-up, Philip Golding aus England. Der Schweizer André Bossert stellte am Finaltag mit einer tollen Runde von 61 Schlägen den Platzrekord ein und verbesserte sich vom 40. auf den achten Rang.

Es war das bislang heisseste Turnier in der 19-jährigen Geschichte des Swiss Seniors Open im Golf Club Bad Ragaz – und es war auch das Turnier, mit dem spannendsten Finish. Zwar ohne Play-Off, doch wer am Sonntag in einer der letzten vier Gruppierungen auf dem Platz war, spielte um den Sieg mit. Und dies bis zum 54. Loch dieses dreitägigen Turniers, bei dem es 300’000 Euro Preisgeld zu gewinnen gab.

Der Leader nach zwei Tagen, der 55-jährige in St. Andrews (Schottland) geborene Gordon Manson, der seit 1987 in Österreich lebt und mittlerweile auch einen österreichischen Pass besitzt, zeigte am Finaltag Startschwierigkeiten. «Ich lag auf der Eins zum Birdie, verpasste dieses und danach wollte einfach kein Putt fallen», so Manson. Die Konkurrenz schloss auf, Manson glückte auf der Fünf zwar (endlich) ein Birdie, doch auf Loch 9 musste er einen Schlagverlust hinnehmen. Mansons erstes Bogey des Turniers. Danach gab er zwischenzeitlich gar die Führung an Tour-Rookie François Lamare (Sieger der Q-School) ab, kämpfte sich aber mit Birdies auf den Löchern 13 und 14 wieder an die Spitze zurück. Auf dem kurzen Par-5-Dogleg-links Nummer 16 schlug Manson den Ball mit dem zweiten Schlag ganz hinten aufs Grün und hatte einen 18-Meter-Downhill-Putt zum Eagle. Der Ball fiel mit der letzten Umdrehung ins Loch. Das war die Vorentscheidung. Zumal Lamare kurz zuvor auf der 18 mit einem Drei-Putt zurückgefallen war und Philip Golding im Schlussflight mit Manson auf der 17 patzte. Mit zwei Schlägen Vorsprung aufs Verfolgerfeld kam der Österreicher auf den letzten Abschlag und sicherte sich mit einem Par den Sieg. Golding sicherte sich mit einem Birdie auf dem Schlussloch den alleinigen zweiten Platz.

Für Manson ist dieser Sieg in Bad Ragaz sein erster auf der European Senior Tour. Und eine Bestätigung für den Österreicher, vor fünf Jahren die richtige Entscheidung getroffen zu haben: «Mit 50 Jahren sagte ich mir‚ Gordon, nimm Dein Glück in die eigenen Hände und entschied mich via Q-School den Weg auf die European Senior Tour zu nehmen. Das habe ich geschafft und in den letzten Jahren stetig Fortschritte gemacht. Jetzt, viereinhalb Jahre später, stehe ich da und habe gewonnen.» Und dies nicht irgendwo, sondern in Bad Ragaz, fünf Autostunden von zu Hause entfernt. In der Schweiz, wo er sich von Anfang an wohl gefühlt habe. «Es ist einfach grossartig hier. Der Platz ist nicht sehr lang, ich schlage den Ball gerade und so sind die schmalen Spielbahnen für mich kein Problem. Ich habe hier auch in den letzten Jahren schon gut gespielt und bin ganz happy, dass ich heuer den ersten Sieg erringen konnte.»

Zufrieden mit seiner Schlussrunde war auch der 51-jährige Schweizer André Bossert, der seit anderthalb Jahren mit beträchtlichem Erfolg auf der europäischen Senioren-Tour spielt. Dies, obwohl er am 19. Swiss Seniors Open wieder einmal erleben musste, wie nahe die Dinge im Golf beisammen liegen. Nach der etwas enttäuschenden 73 vom Samstag sprach er von der «schlechtesten Runde des Jahres». Nur 24 Stunden später konnte er strahlen und sich über «die beste Runde der Karriere» freuen. «Wenigstens in Bezug auf den Score ist es ganz sicher meine beste Runde», ergänzte er. In den 28 Jahren als Profi hat Bossert nie eine 61 zustande gebracht. In der Finalrunde vom Sonntag spielte er bei weit über 30 Grad fünf Birdies und zwei Eagles (je 3 Schläge an Par-5-Löchern), daneben elf saubere Pars. Mit dieser faboulösen Runde egalisierte Bossert den Platzrekord, den der Spanier Juan Quiros (2006), der dreimalige Bad-Ragaz-Sieger Carl Mason aus England (2008) und der Chilene Angel Fernandez (2011) aufgestellt hatten. «Es ist mir heute wirklich ausgezeichnet gelaufen», sagte Bossert, nachdem er am 18. Green viel Applaus vernommen hatte. Er musste sogar noch ein paar verpassten Birdie-Chancen nachtrauern, so gegen den Schluss auf den Löchern 15 und 17.

Das 19. Swiss Seniors Open brachte mit Gordon Manson nicht nur einen First-Time-Winner hervor, sondern war auch das Abschiedsturnier eines «Bad Ragazers der ersten Stunde»: Der Engländer David Creamer hat als einziger Professional an allen 19 bisherigen European-Senior-Tour-Events in Bad Ragaz mitgespielt. Am Sonntag sagte er «good bye» – mit einer eindrücklichen Par-Runde von 70 Schlägen. Das Spezielle daran: Creamer ist 72 Jahre alt und hat damit sein Alter um zwei Schläge unterspielt.