Vereine sind so gut wie ihre Mitglieder. Oder man sagt: Zeige mir, mit wem Du Dich umgibst, und ich sage Dir, wer Du bist. Der GC Reutlingen-Sonnenbühl hat Mitglieder, die im Lauf von über 30 Jahren einen Verein geformt haben, der heute proper dasteht. Eines dieser Mitglieder hatte nun den Plan, ein ganz besonderes Turnier zu veranstalten.

Die Rede ist von Manfred Zundel, seit 26 Jahren ambitionierter Golfer in Reutlingen-Sonnenbühl. Er kennt noch die Zeit, in welcher der Club als Betreibergesellschaft geführt worden ist. Der Golfsport war elitär, die Einnahmen durch Einlagen und Jahresbeiträge sprudelten statusgemäß. So kamen auch Golfturniere in Sonnenbühl als exklusive Veranstaltungen mit üppigem Rahmenprogramm daher. Heute ist die Situation eine andere. Mehrere Golfclubs in nächster Umgebung buhlen um die Gunst neuer und bestehender Mitglieder. Anteile müssen nur in Ausnahmefällen erworben werden, Eintrittsgelder sind passé, die Spielgebühren moderat. Das Elitäre weicht einem gesunden Selbstbewusstsein. In Reutlingen-Sonnenbühl gehört der Golfplatz mit allen Anlagen seit ein paar Jahren den Mitgliedern und keinem Betreiber, der einzig nach Gewinnmaximierung strebt. So steht heute der Golfsport im Vordergrund, das Clubleben und die Qualität der 18 Bahnen am Biosphärengebiet Schwäbische Alb.

In dieser Stimmungslage hat Manfred Zundel, der heuer seinen 80. Geburtstag feierte, für sich selbst das Ziel vorgegeben, persönliche Freunde und Mitglieder des Golfclubs zu einem ganz besonderen Turnier einzuladen. Seine Idee war es, das in früheren Zeiten erfolgreiche Sonnwend-Turnier wieder aufleben zu lassen – verbunden mit einem außerordentlich hohen finanziellen Engagement des in Albstadt wohnhaften Initiators. Dafür gab es zum Beispiel neue Sonnenschirme, eine exquisit möblierte Lounge auf der Clubterrasse und ein Highboard aus wetterfestem Edelholz.

Am 22. Juni 2018 war es soweit. Manfred Zundel lud zum Sonnenwend-Turnier. Es kamen 96 Golferinnen und Golfer. Neben Reutlingen-Sonnenbühl waren Clubs aus Weißensberg, Lindau, Ravensburg, Hechingen, Hausen, Sigmaringen und aus Lech am Arlberg vertreten. Aufgeteilt in 24 Vierer-Flights ging das Turnier um 15 Uhr per Kanonenstart los. Gespielt wurde im Modus Scramble Zählspiel. Zuvor konnten sich die Teilnehmer mit eisgekühlten Flüssigkeiten für den Wettkampf stärken. Geboten wurden Cremant, Wein, Bier und Erfrischungsgetränke.

Das Turnier lief wie am Schnürchen. Die Vierer-Teams erzielten über die 18 Bahnen auf einem top gepflegten Meisterschaftsplatz hervorragende Ergebnisse. Vor der Bekanntgabe während der Abendveranstaltung im festlich geschmückten Clubrestaurant begrüßte Manfred Zundel seine rund 130 Gäste. Drahtig wie ein Junger und schick gekleidet im Slim-Fit-Dress trug er die Beweggründe für eine solche Veranstaltung vor. „Dem Sport insgesamt und besonders dem Golfen habe ich viel zu verdanken. In diesem Alter gesund zu sein, ist so wertvoll und bedeutet mir unendlich viel“, sagt Zundel. Mit dem Sonnwend-Turnier wolle er ein wenig zurückgeben und danken. Gleichzeitig möge die Tradition großer Turniere im Golfclub wieder aufleben. Weiter ließ sich der Gastgeber über Manieren und die gute Kinderstube aus, welche ganz bestimmt auch die Golfsport-Treibenden erleben durften. Mit einem Augenzwinkern forderte er dazu auf, vor dem Verlassen der Clubterrasse ab sofort und auch in Zukunft die Stühle wieder an die Tische zu rücken. Nach weiteren launigen Statements stellte Zundel die eigens für diesen Anlass engagierte Band vor und wünschte der ganzen Gesellschaft einen vergnüglichen Abend. Danach übernahm Udo Rogotzki das Mikrofon. Der Clubpräsident war sichtlich gerührt und dankte Manfred Zundel für seine aufrichtige Verbundenheit dem Golfclub gegenüber, für sein herausragendes Engagement und für die außerordentliche Großzügigkeit in vielerlei Hinsicht.

Nach dem Präsidenten trat Bruno der Butler aufs Podium. Rund um die große Sonnwend-Veranstaltung leistete er Schwerstarbeit. Vielleicht rang er deshalb nach Worten. Manfred Zundel sprang ihm zur Seite, nahm den Clubwirt in den Arm und sprach ins Mikrofon, „liebe Freunde, das Buffet ist eröffnet.“ Das ließen sich die Gäste nicht zweimal sagen. Auf sie wartete ein BBQ mit Riesengarnelen, Lachs und Rinderfilets am Stück, dazu mediterranes Sommergemüse und zum Abschluss leckeres aus Brunos Süßwarenabteilung – was da aufgetischt wurde, war definitiv delikat. Dazu gab’s kenntnisreich bestellte Weine in Rot, Weiß und Rosé. Der feine Stoff rauschte nur so die Kehlen runter. Wer angesichts dieser Delikatessen bei der Siegerehrung leer ausging, musste sich nicht grämen.

Umso herzlicher war der Applaus für die besten Teams im Sonnwend-Scramble. 42 Brutto-Punkte, also sechs Schläge unter Par, sammelten die Brutto-Sieger Volker und Isolde Brändle sowie Klaus und Michaela Werner. Mit 62 Punkten in der Nettoklasse A waren Dirk Herrmann, Bernd Ruof, Heinz Schmidt und Andreas Preßler nicht zu schlagen. Klasse B entschieden mit 61 Nettopunkten Hans und Susanne Kittelberger mit Thomas und Katarzyna Kröber für sich. Aus den Händen von Andrea Zundel durften sie alle ihre Trophäen in Form von Magnum-Flaschen Champagner, Oliven-Bäumchen oder Ball-Paketen entgegen nehmen. Dieses Vergnügen wurde auch dem Gastgeber Manfred Zundel zuteil. Sein Team mit Rosemarie Herrmann, Beate Gasser und Christa Zundel war in Klasse C ganz vorne. Ihre 68 Nettopunkte konnte niemand toppen.

Mit Jazz-, Blues-, Rock- und Salsa-Balladen heizte die Band dann richtig ein. Selten hat man auf der Empore im Clubrestaurant so viele Paare tanzen gesehen. Mehr wäre nicht gegangen. Da stellt sich die Frage, ob das Golfturnier zu wenig anstrengend war. Angesichts der Ergebnisse kann das eigentlich nicht sein. Wahrscheinlich lag es ganz einfach an diesem so schönen Sonnwend-Event. Manfred Zundel hat damit ein Vorbild geschaffen. Es wurde die These bestätigt, dass ein Club immer so gut ist wie seine Mitglieder. Und die bedanken sich von Herzen bei Manfred und seiner Frau Andrea. Wenn dieser Dank in weitere Turniere solcher Art mündet, wäre das im Sinne des Erfinders.

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Die Brutto-Sieger, eingerahmt von Andrea Zundel (links) und Spielführer Michael Reiher (rechts). Isi Brändle freute sich über ein Oliven-Bäumchen, Volker Brändle und Michaela Werner präsentieren stolz die Silberschalen, Klaus Werner hält den Champagner fest. Mit 42 Bruttopunkten (6 unter Par) haben sie allen Grund zum Strahlen.

Fotos: Golfclub Reutlingen-Sonnenbühl e.V.