Auch in den USA schloß die Golfwelt im Frühjahr 2020 ihre Türen, um den Coronavirus auszusperren. Lange war ungewiß, wann der Sport und damit das Geschäft wieder anlaufen würde. Dementsprechend alarmiert gaben sich die Verantwortlichen: „Wir wussten, dass wir Lösungen erarbeiten müssen. Denn im Grunde wurde eine 85-Milliarden-Dollar-Industrie heruntergefahren“, erklärte Suzy Whaly, Präsidentin der PGA of America, der Washington Post.

US-Flickenteppich der Corona-Maßnahmen

Im März 2020 riefen die World Golf Foundation, die PGA Tour, PGA of America, die USGA und die LPGA Tour gemeinsam das Programm “Back2Golf” ins Leben. Eine Aktion, die neben Hygienevorschriften und Aufklärung auch vorsah, die Politik mit gemeinsamer Stimme davon zu überzeugen, dass Golf die perfekte Beschäftigung in Pandemie-Zeiten sei. Dennoch bleiben die Regelungen und Vorgaben auch in den USA von Staat zu Staat unterschiedlich. Mancherorts variieren die Hygienemaßnahmen sogar innerhalb der einzelnen Staaten von County zu County.

Nachdem der Frühling überlebt war, in dem die gespielten Golfrunden um 42,2 Prozent (rund 20 Millionen Runden) im Vergleich zu 2019 sanken, erlebte das US-Golf einen beispiellosen Aufschwung. Die Rundenzahlen stiegen im Mai um 6,2 Prozent, im Juni um 13,9 Prozent und im Juli 2020 um 19,7 Prozent im Vergleich zu 2019.

Der Verlust des Frühjahrs wurde nicht nur kompensiert, sondern die Zahl der gespielten Runden um zehn Millionen übertroffen. Dies ist die größte Steigerung, die Golf Datatech, das führende Marktforschungsunternehmen des Golfs, in den USA jemals erfasst hat. Es begann die Erfassung gespielter Runden im Jahr 2000.

Golf ist Corona-Sport

Dem positiven Resümee schließen sich die großen Golfplatzbetreiber an, aber mit Abstrichen. Auch wenn die Nutzung der Golfanlagen zugenommen hätte, sei nicht alles eitel Sonnenschein: „Vor allem unser Gastro-Bereich weist schwere Defizite auf, weil wir keine Veranstaltungen, keine Hochzeiten durchführen können“, sagt Kris Strauss von Troon, einer Betreiber- und Managementgesellschaft, die weltweit in 30 Ländern und vor allem in den USA tätig ist. Die National Golf Foundation (NGF) analysiert, dass der Anstieg gespielter Runden einer höheren Beteiligung der Golfer der Altersgruppe von 35 bis 49 Jahren und Neugolfern zu verdanken sei. Der Zuwachs in dieser Altersgruppe sei auf den Mangel an Angeboten bei anderen Sport- und Freizeitaktivitäten zurückzuführen. Golf ist ein Sport, der auch unter Corona-Bedingungen stattfinden kann, da er unter freiem Himmel und mit genügend Abstand gespielt werden kann.

Jugend stürmt die Plätze der USA

Auch beim Equipment-Verkauf erreichten die Zahlen im Sommer 2020 einen Höchststand. Golf Datatech erfasste in den USA allein im Juli 2020 einen Umsatz von 388,6 Millionen Dollar. Seit Beginn des Monitorings durch Golf Datatech im Jahr 1997 ist dies der höchste jemals verzeichnete Wert. Da weniger Carts genutzt werden, sei die Nachfrage an Golfschuhen, Trolleys und leichten Bags explodiert. Bags waren das meistverkaufte Produkt im August 2020. Die Verkäufe stiegen im Vergleich zum August 2019 um 55 Prozent. Auch der Verkauf von Komplettsets – insbesondere der Anfänger- und Jugendsets – sei hervorragend.

Vor diesem Hintergrund und der Tatsache, dass rund 98 Prozent der Golfanlagen in den USA wieder geöffnet sind, ist das von der NGF erwartete Wachstum um rund acht Prozent bei den gespielten Runden nachvollziehbar. Einen Jahreszuwachs von 5 Prozent erlebte die Golfindustrie seit 2012 nicht mehr. Bemerkenswert ist bei der Prognose, dass die Zahl der Junior-Golfer (6-17 Jahre) in den USA um 20 Prozent (500.000 Golfer) steigen könnte.





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