Neulich schauten sogar die Ordnungshüter von „Notruf Hafenkante“ in Moorfleet vorbei, fanden gut, was sie sahen und drehten ein paar Szenen für die beliebte ZDF-Polizeiserie. Schauspieler und Filmcrew waren ziemlich angetan, wie vor ihnen schon die Golf-Cracks Nicole Gögele, Florentyna Parker und Esther Henseleit: Am Rand von Hamburg, auf dem Kerngebiet der Hansestadt kurz hinter den Elbbrücken gibt‘s neuerdings eine schwarze und eine rote, bald auch eine blaue Piste. Und trotzdem wird am Vorlandring weiterhin Golf gespielt. Bloß nach dem Skipisten-System.

Stadtnahes Golf für heute und in Zukunft

Dahinter steckt Peter Merck, ein visionärer Kopf, der mit seiner Golf Lounge Hamburg schon vor 15 Jahren initiiert hat, was heutzutage Top Golf weltweit als Spektakulum inszeniert – Training mit Gaming-Charakter und hohem Unterhaltungswert. 2019 hat Merck die bestehende, etwas in die Jahre gekommenen 9-Loch-Anlage von „Red Golf“ in Moorfleet übernommen und sechs Monate an der Philosophie für die 35 Hektar mit ihrem ansehnlich verteilten Baumbestand gefeilt.

Besuch von der "Polizei": "Red Golf"-Macher Peter Merck mit "Notruf Hafenkante"-Hauptdarstellerin Sanna Englund alias Hauptkomissarin Melanie Hansen. Foto Red Golf/Facebook

Besuch von der “Polizei”: “Red Golf”-Macher Peter Merck mit “Notruf Hafenkante”-Hauptdarstellerin Sanna Englund alias Hauptkomissarin Melanie Hansen. Foto Red Golf/Facebook

Maßgabe war: „Wie verbinde ich innovative Ideen mit einem Platz, der golftechnisch mehr kann?“ Preisgünstig sollte es sein; spielen, üben und Freizeiterlebnis verbinden, Events ermöglichen, einen hohen Incentive-Wert haben. Kurz, ein Modell für stadtnahes Golf heute und in Zukunft. „Wir sind City und können uns nicht mit Green Eagle oder Falkenstein vergleichen“, sagt Merck. „Also machen wir es ganz kurz und knackig.“

Blickachsen aufs Naturschutzgebiet

Die Komponenten von „Red Golf“ 2.0 sind schnell aufgezählt, dahinter freilich stecken unternehmerischer Mut und Tatkraft, der konzeptionelle Blick über die Out-of-Bounds-Markierungen des herkömmlichen Golfbetriebs hinaus, Teamgeist und nicht zuletzt harte Arbeit. Mit seiner Moorfleet-Mannschaft und Teilen der Golf-Lounge-Crew sanierte und revitalisierte Merck Bauten und Bahnen, richtete dank Unterstützung von Architekt und Ursprungsplaner Rainer Preißmann (Deutsche Golf Holding/Essen) das Layout neu und die Blickachsen aufs Naturschutzgebiet im Nordwesten aus, packte Damen und Herren auf eine Teebox („Unsere Bahnen sind maximal 350 Meter lang“) und implementierte eben die Skipisten-Kategorien.
Wo in einem Skigebiet bei „Schwarz“ zumeist extremes Gefälle und Buckel die alpinen Aktiven fordern, liegt in Moorfleet für die Golf-Gemeinde eine Menge Rough zwischen (Kunstrasen-)Abschlägen und gefällig ondulierten Fairways, die „carry“ zu überwinden sind. Eine weitere Schwierigkeit stellen die kleinen Grüns in mittlerweile exzellentem Zustand und mit interessanten Slopes dar, die akkurate Annäherungen erfordern.

Der Driver wird nicht benötigt, eher bestraft

Merck: „Wer vom Tee keine 80 Meter geradeaus schlagen kann, für den ist ,Schwarz‘ nichts. Du brauchst einen guten Transportschlag über 120, 130 Meter auf die Landezonen der Fairways, dort fängt für einen guten Golfer der Spaß erst richtig an, denn die nächsten 80 bis 100 Meter müssen sitzen!“
Dicke Hölzer kann man sich übrigens gleich sparen, denn 160 Meter nach dem Abschlag wartet wieder Rough; „und das ist bei uns nicht knöchel-, sondern kniehoch“, betont der Hausherr. „Wer mit dem Driver ein Grün angreifen wollte, der müsste schon 240 Meter zuwege bringen. Das überlegst du dir drei Mal.“ Deswegen hat er auch keine Verbotsschilder aufgestellt: „Der Kurs ist aufs Eisenspiel ausgerichtet und schluckt alles, was weiter als 160 Meter fliegt. Fünf Schläger reichen. Damit lässt sich wunderbar trainieren und in anderthalb Stunden ist man durch.“

Veranstaltungsflächen rund um die „Elb Lodge“

Wenn‘s etwas einfacher sein soll oder muss, dann empfiehlt sich der rote Kurs. Sechs Löcher mit Kunstrasen-Abschlägen und Kunstrasen-Grüns sind für Anfänger ausgelegt, die Fairways breit, ohne Rough und maximal 200 Meter lang. Es gilt, den Ball einigermaßen in die Luft und auf die Puttfläche zu bringen – ideal auch, um Interessierten das Golfspiel nahezubringen.

Begegnungstätte: Die "Elb Lodge", das Clubhaus in Moorfleet, ist Dreh- und Angelpunkt für alle Golf- und Eventaktivitäten. Foto: Red Golf

Begegnungstätte im Country-Stil: Die “Elb Lodge”, das Clubhaus der Anlage am Rand des Hamburger Stadtgebiets, ist Dreh- und Angelpunkt für alle Golf- und Eventaktivitäten. Foto: Red Golf

Als „blaue Piste“ schließlich kommt alsbald eine Art Minigolf-Parcours mit Himalaya-Charakter am Clubhaus namens „Elb Lodge“ hinzu. Die ist nun wirklich für Jedermann geeignet. Außerdem stehen von der Terrasse aus drei rote Bahnen als Dreiecks-Runde und spielerische Ergänzung für Veranstaltungen zur Verfügung. In „groß“ hat Merck das schon mal für seine Vorstellung einer „Golf Lounge Country“ skizziert.

Konzept aus der Golf Lounge auf 35 Hektar

Der Sportarten übergreifend engagierte und vom Faible für den Standort Hamburg geleitete Unternehmer versteht sein neues Baby als Resort. Er hat sein Konzept aus der Golf Lounge auf die 35 Hektar in Moorfleet übertragen. Deren Tage sind ohnehin gezählt, denn „es entsteht ein Bebauungsplan für das Areal; wir hoffen aber, noch einige Jahre bleiben zu können“.
Derweil soll „Red Golf“ zu einer ziemlich einmaligen Symbiose von Golfanlage und Freizeit-Location heranwachsen, die trotz traditionellen Spielbetriebs mit entsprechenden Angeboten auch originär golfferne Zielgruppen ansprechen soll. „Die Freizeit und Eventschiene ist die wirtschaftliche Basis, aber ich möchte das sportlich orientierte Golf nicht aus dem Auge verlieren“, verdeutlicht Merck, der in schwierigen Pandemie-Zeiten in ein innovatives Konzept investiert hat – obwohl Corona die Golf Lounge rund 500 Veranstaltungen und Event-Einnahmen von rund einer Million Euro gekostet hat.

„Die Corona-Krise ist die größte Chance fürs deutsche Golf, um sich als Gesundheitssport Nummer eins zu positionieren. Die Menschen wollen raus in die Natur, und wenn wir uns jetzt geschickt anstellen, haben wir auch auf Dauer mehr als die normalen zwei bis drei Prozent an jährlichem Zuwachs.“ Peter Merck

„Das Tagesgeschäft hat uns gerettet“, sagt er. „Wir nutzen die Krise, um unsere Location für die nächste Saison in Szene zu setzen.“ Vom Brückenschlag zur Kultur mit einem Theaterzelt ist die Rede, von einer Fahrradstation fürs Radeln entlang der Elbe, von der Driving Range als Stadion oder Ausstellungsfläche und und und. Ein Gemüse-Cup hat bereits stattgefunden, mit Marktständen der Landwirte aus dem Umland Umgebung und Kohlrabi oder Kartoffeln als Siegerpreise; gerade wurde ein Weihnachtsmarkt mit stimmungsvoller Illumination simuliert und als Promotion-Clip für künftige Firmenfeiern abgefilmt.

„Es muss für jeden was dabei sein“

„Was wir hier machen, ist maßgeschneidert für die Stadt“, sagt Merck, der gerade noch an der komplett digitalisierten Organisationsstruktur tüftelt und daher ein echtes „Grand Opening“ für 2022 angesetzt hat. „Unser Ziel ist es, die Flächen für Freizeitaktivitäten aller Art zu öffnen und damit Golf und die Stadt zu verbinden. Wir müssen es schaffen, dass die Menschen herkommen, weil für jeden was dabei ist.“





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