Der Allgäuer Golf & Landclub in Ottobeuren beteiligt sich am Projekt „Golf Biodivers“. Worum es bei diesem Vorher-Nachher-Vergleich geht.
Dieser Sport ist nicht nachhaltig. Golfplätze verschandeln die Natur. Artenreichtum gibt es nicht. Ganz aus der Welt geschafft sind solche Meinungen über den Golfsport noch immer nicht, aber sein Image wurde in den vergangenen Jahren ordentlich aufpoliert. Vor allem im Kreis der Naturschützer. Denen ist mittlerweile auch bewusst: Der enorme Rückgang der Artenvielfalt erfordert eine nachhaltig verbesserte Landnutzung in vielen Regionen und Bereichen. Golfplätze bieten aufgrund ihrer Größe und vielfältiger Extensivflächen ein hohes Potenzial dafür, denn rund 50 Prozent der Fläche einer Golfanlage wird nicht für den Spielbetrieb genutzt. Durch die zahlreichen Nutzungsformen – vom kurzgeschnittenen Grün bis zum Hochwald – sind dort unterschiedliche Vegetationsformen zu finden, deren Bedeutung für die Biodiversität wichtige Grundlagen sind. An diesem Punkt setzt das Forschungs- und Aufwertungsprojekt „Golf Biodivers“ an.
Im Verlauf des Projektes werden insgesamt 96 Golfanlagen in ganz Deutschland ausgewählt, die als Partner dabei sind – zum Beispiel der Allgäuer Golf & Landclub (AGLC) in Ottobeuren. Auf Umweltschutz, Artenvielfalt und Nachhaltigkeit legt man dort seit vielen Jahren großen Wert. So beteiligt sich der AGLC unter anderem auch am „Blühpakt Bayern“ und hat bei „Golf & Natur“, dem Umweltprogramm des Deutschen Golfverbands, mehrfach die höchste Zertifizierungsstufe bestätigt. „Im Wesentlichen ist es das Ziel bei diesem Projekt, die Pflanzenvielfalt im Hardrough zu verbessen und den hier lebenden Schmetterlingen und Wildbienen ein besseres Nahrungsangebot zu bieten“, erklärt Jörg Runge, der im Vereinsvorstand für den Platz und das Greenkeeping verantwortlich ist. Dafür wird die Golfanlage in zwei Hälften geteilt: eine Kontrollhälfte und eine, auf der unterschiedliche Maßnahmen umgesetzt werden.
Zunächst wurde die Artenvielfalt von Pflanzen, Insekten, Vögeln und Fledermäusen sowie wesentliche Eigenschaften des Bodens und der Golflandschaft erhoben. Nach dieser Bestandsaufnahme erfolgte eine standardisierte Aufwertung, unter anderem die Einsaat artenreicher Wiesen, Blühstreifen und Saumvegetation sowie die Pflege von Gehölzen. „Im Mittelpunkt des Projektes steht ein Vorher-Nachher-Vergleich. Auf den ausgewählten Flächen wird ein regelmäßiges Monitoring durchgeführt, das die Entwicklung der Artenvielfalt über diesen Zeitraum feststellt“, sagt Head-Greenkeeper Daniel Weischedel. In Ottobeuren wurden beispielsweise an verschiedenen Stellen Plastikboxen aufgestellt, an denen Mikrofone befestigt waren. Das gesamte Jahr über wurden damit Tonaufnahmen von Vögeln und Fledermäusen gesammelt, anschließend von einer KI ausgewertet. Weischedel erzählt: „Am oberen Teil war eine Nisthilfe befestigt, dies diente auch zur Bestimmung der bei uns lebenden Wildbienen.“
Auch bei der Mahd der Flächen gibt es Änderungen. Sie werden zunächst nur zur Hälfte gemäht, der Rest erst drei bis vier Wochen später. Weischedel: „Das hat den Grund, dass nach der Mahd ein Rückzugsort für die Insekten bleibt.“ Generell ist das Projekt auf sechs Jahre angelegt. Der Deutsche Golf Verband arbeitet dabei mit der Technischen Universität München, der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und der Universität Münster zusammen. Gefördert wird „Golf Biodivers“ im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz.