Was macht The Open für dich so besonders?
Sebastian Heisele: The Open ist das traditionsreichste Golfturnier der Welt – ein echtes Stück
Sportgeschichte. Es verkörpert die Ursprünge des Spiels, den puren Kampf gegen die
Elemente. Die rauen Links-Kurse, das oft unberechenbare Wetter, das Publikum mit echter
Golf-Leidenschaft – all das schafft eine Atmosphäre, die man so nur einmal im Jahr erlebt. The
Open ist für mich das Highlight der Saison.

Gibt es einen bestimmten The Open-Moment oder ein bestimmtes Jahr, das dir besonders in
Erinnerung geblieben ist und wer sind für dich in diesem Jahr die Favoriten?
Sebastian Heisele: Besonders in Erinnerung geblieben ist mir das Turnier 2019 in Royal
Portrush, als Shane Lowry im eigenen Land den Titel und damit sein erstes Major gewann – bei
schwierigen Bedingungen und mit dem unglaublichen Rückhalt der Fans. Diese Emotionen,
diese Energie – das war Gänsehaut pur.

Unvergessen bleibt auch 2016 in Royal Troon: das epische Duell zwischen Henrik Stenson und
Phil Mickelson war Golf auf höchstem Niveau. Beide lieferten sich eine Finalrunde, wie man sie
bei einem Major selten gesehen hat. Stenson siegte mit einer phänomenalen 63 am Sonntag
und einem Gesamtscore von -20 – ein Rekord für die Ewigkeit.

In diesem Jahr zählen natürlich wieder die üblichen Verdächtigen zu den Favoriten. Alle Augen
werden auf Rory McIlroy gerichtet sein, der das nächste Major gewinnen möchte – und das
ausgerechnet in seiner Heimat. Die aktuelle Nummer 1 der Welt, Scottie Scheffler, präsentiert
sich in herausragender Form und wird im Titelrennen mit Sicherheit ein gewichtiges Wort
mitreden. Auch Jon Rahm zählt zu den heißen Anwärtern – der Spanier fühlt sich auf
Links-Plätzen besonders wohl und feierte 2017 im benachbarten Portstewart Golf Club mit dem
Sieg bei der Irish Open seinen ersten Profititel.

Und wie so oft bei The Open gilt: Man sollte auch die Außenseiter nicht unterschätzen. Ich
erinnere nur an 2023, als Brian Harman etwas überraschend – aber äußerst souverän –
triumphierte.

Das diesjährige The Open findet in Royal Portrush statt – wie stark beeinflussen gerade die oft
– zumindest aus Golfsicht – extremen Wetterbedingungen an der nordirischen Küste das
Spielniveau und die Vorbereitung der Spieler?

Sebastian Heisele: Die Bedingungen an der nordirischen Küste machen The Open zu einer
besonderen Herausforderung. Wind, Regen, schnell wechselnde Temperaturen – all das prägt
nicht nur das Spiel, sondern zwingt die Spieler, ihre Vorbereitung und Strategie konsequent
darauf auszurichten. Bei The Open reicht es nicht, nur auf Power und Präzision zu setzen –
gefragt sind vor allem Flexibilität, Spielkontrolle und mentale Stärke.

Wer nicht bereit ist, seinSpiel dem Platz und dem Wetter anzupassen, wird kaum eine Chance haben. Gerade hier zeigt
sich, wer das Links-Golf wirklich beherrscht – und wer nicht.